Was hat sich durch den Fortfall von USAID ergeben und was kann man tun, um sie zu ersetzen?
Der Fortfall (oder die massive Kürzung/Auflösung) der USAID (United States Agency for International Development) hat weitreichende und dramatische Konsequenzen für die globale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, da die USA traditionell der größte oder einer der größten Geber in diesem Bereich waren.
Auswirkungen des Fortfalls von USAID 📉
Der Wegfall von USAID-Mitteln und -Strukturen führt zu einer tiefgreifenden Zäsur in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und hat direkte negative Folgen in vielen Bereichen:
Humanitäre Krise und Gesundheitssektor:
Steigende Not und Todesfälle: Fehlende Gelder für lebenswichtige Programme in den Bereichen Gesundheitsversorgung (z. B. HIV/AIDS- und Malariabekämpfung, Mutter-Kind-Gesundheit), Ernährungssicherheit und Nothilfe führen zu einem Anstieg der humanitären Not. Schätzungen zufolge könnten Hunderttausende zusätzliche Todesfälle, insbesondere von Kindern, die Folge sein.
Wegfall von Medikamenten und Personal: Programme geraten ins Stocken, Impfprogramme brechen ab, und medizinisches Personal, das über USAID-finanzierte lokale Partnerorganisationen beschäftigt wurde, verliert seinen Job.
Schwächung der Zivilgesellschaft und Demokratieförderung:
Zerstörung von Partnerschaften: Etablierte Netzwerke und Partnerschaften mit lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und zivilgesellschaftlichen Akteuren, die sich für demokratische Werte und Menschenrechte einsetzen, brechen weg.
Lücke für autokratische Akteure: Der Rückzug westlicher Akteure schafft eine Lücke, die von autoritären Kräften (z.B. Russland, China) gefüllt werden kann, die ihre eigenen, oft an Bedingungen geknüpften, Interessen durchsetzen. Dies führt zur Erosion der Demokratieförderung.
Klimaschutz und globale Programme:
Gefährdung der Klimafinanzierung: Entwicklungsländer sind auf eine verlässliche internationale Klimafinanzierung angewiesen, deren Wegfall zu weniger ehrgeizigen nationalen Klimaplänen führen kann.
Globale Programme geraten ins Wanken: Wichtige internationale Kooperationen und Programme, die auf US-Gelder angewiesen waren (z. B. im Bereich Klimawandel oder Ernährungssicherheit, wie das Welternährungsprogramm WFP), müssen ihre Aktivitäten drastisch einschränken.
Wirtschaftliche Folgen:
Jobverluste und wirtschaftliche Schäden in den Partnerländern, aber auch in den USA selbst (z. B. durch den Wegfall von Nahrungsmittelhilfen, die von US-Bauern abgekauft wurden).
Verlust von Vertrauen in die langfristige Verlässlichkeit internationaler Zusammenarbeit.
Ersatzmöglichkeiten und Handlungsoptionen 🌍🤝
Um die durch den Fortfall von USAID entstandene Lücke zu füllen und die negativen Auswirkungen abzumildern, sind koordinierte internationale Anstrengungen und eine strategische Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit notwendig.
1. Erhöhte Anstrengungen anderer Geber:
Deutschland und EU/Europa: Andere traditionelle Geber, insbesondere Deutschland und die Europäische Union, müssen prüfen, ob und in welchem Umfang sie die Lücke füllen können. Deutschland ist bereits in vielen Bereichen zum größten Geber aufgestiegen. Es wird gefordert, das international vereinbarte Ziel, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen, zu erreichen oder zu überschreiten.
Strategische Neuausrichtung: Die übrigen Geber müssen ihre Mittel strategisch und effizient einsetzen, um die kritischsten Bereiche abzudecken.
2. Stärkung lokaler und multilateraler Strukturen:
Multilaterale Organisationen: Eine stärkere Finanzierung von UN-Organisationen (z. B. WFP, WHO) und multilateralen Entwicklungsbanken kann einen Teil der Lücke kompensieren und die Hilfe auf einer breiteren internationalen Basis abstützen.
Stärkung der Zivilgesellschaft vor Ort: Die Unterstützung lokaler NGOs und Basisorganisationen in den Empfängerländern sollte intensiviert werden, um Resilienz aufzubauen und lokale Versorgungssysteme zu stärken. Dies ermöglicht auch eine zeitnahe und unbürokratische Hilfe.
3. Suche nach neuen Finanzierungsquellen:
Private Spenden und Stiftungen: Es muss geprüft werden, ob private Akteure, Stiftungen und Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden können, um die Entwicklungsfinanzierung zu ergänzen.
Innovative Finanzierung: Mechanismen wie die Finanzierung durch die Diaspora oder innovative Finanzierungsinstrumente müssen weiterentwickelt werden.
4. Politischer Druck und Bewusstsein:
Öffentliches Engagement: Organisationen rufen dazu auf, politischen Druck auf Regierungen auszuüben, damit diese ihre Zusagen zur Entwicklungszusammenarbeit einhalten und die notwendigen Mittel bereitstellen.
Betonung globaler Interessen: Es muss betont werden, dass Entwicklungshilfe nicht nur Humanität, sondern auch globale Stabilität, Sicherheit und die Bekämpfung von Krisenursachen (z. B. Klimawandel, Pandemien, Fluchtbewegungen) fördert, was im Eigeninteresse der Geberländer liegt.
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