Wieso hat die deutsche Bevölkerung sich auf Hitlers Politik eingelassen? Welche Rolle spielten die äußere Legalität, Bestechung, Terror, Unwissenheit, andere Gründe?
Die Zustimmung der deutschen Bevölkerung zu Hitlers Politik war ein vielschichtiges Phänomen, das aus einer Kombination verschiedener Faktoren resultierte. Es gab keine einheitliche Haltung, sondern ein breites Spektrum von aktiver Unterstützung über passive Duldung bis hin zu Widerstand.
Hier sind die von Ihnen genannten Punkte sowie weitere wichtige Gründe:
1. Äußere Legalität und die Rolle der Eliten
Die formale Rechtsmäßigkeit der Machtübertragung spielte eine entscheidende Rolle für die anfängliche Akzeptanz.
Legale Machtübertragung: Hitler wurde am 30. Januar 1933 legal zum Reichskanzler ernannt. Konservative Eliten (wie Reichspräsident Hindenburg und Teile der alten Elite aus Politik und Wirtschaft) glaubten, sie könnten Hitler kontrollieren und für ihre eigenen autoritären Ziele instrumentalisieren.
Bruch der Demokratie: Obwohl die Ernennung formal legal war, nutzten die Nationalsozialisten dies als Ausgangspunkt, um den Rechtsstaat schnell auszuschalten (z.B. durch das Reichstagsbrandverordnung und das Ermächtigungsgesetz), was im Wesentlichen eine illegale Zerstörung der Demokratie war, die aber auf einem legalen Fundament aufbaute. Dies erzeugte bei vielen den Eindruck, es handele sich um einen normalen Regierungswechsel.
2. Propaganda, Wirtschaft und soziale Versprechen
Die NSDAP war meisterhaft in der Mobilisierung breiter Bevölkerungsschichten.
Propaganda und Massenmobilisierung: Eine extrem effektive, zentralisierte Propaganda unter Joseph Goebbels präsentierte Hitler als den Retter Deutschlands. Sie bediente Ängste, Hoffnungen und Ressentiments (insbesondere den Antisemitismus).
Wirtschaftliche Erholung (Das „Jobwunder“): Nach der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit der Weimarer Republik führte die aggressive staatliche Wirtschaftspolitik (besonders Rüstung und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie Autobahnbau) zu einem drastischen Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Viele Menschen sahen darin Hitlers direkten Erfolg und waren dankbar.
Versprechen der „Volksgemeinschaft“: Das Ideal einer klassenlosen, geeinten „Volksgemeinschaft“ bot vielen Menschen, die sich von der politischen Zersplitterung der Weimarer Republik entfremdet hatten, ein Gefühl der Zugehörigkeit und des sozialen Friedens – auf Kosten der Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten.
3. Terror, Einschüchterung und Gleichschaltung
Der Aspekt der Gewalt war grundlegend für die Festigung der Macht und die Unterdrückung von Opposition.
Terror und Gewalt: Der politische Terror durch die SA und später die SS gegen politische Gegner (Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter) begann sofort. Die Errichtung der ersten Konzentrationslager diente der Inhaftierung und Einschüchterung.
Rechtsunsicherheit und Angst: Die zunehmende Willkür und die Tatsache, dass Funktionäre wie Göring offen erklärten, keine Rücksicht auf juristische Bedenken zu nehmen, schufen ein Klima der Angst und Rechtsunsicherheit. Viele passten sich an, um nicht selbst Opfer zu werden.
Gleichschaltung: Die systematische Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche (Presse, Vereine, Verwaltung) durch NS-Organisationen ließ wenig Raum für organisierte Opposition. Wer nicht konform ging, wurde isoliert oder verfolgt.
4. Unwissenheit und andere Gründe
Unwissenheit/Desinformation: Die Zensur der Presse und die Propaganda führten dazu, dass viele Bürger keine oder nur verzerrte Informationen über die wahren Vorgänge im Staat, die Verfolgung von Minderheiten oder die Kriegsplanung erhielten.
Traditionelle Obrigkeitsgläubigkeit: In Teilen der Bevölkerung war eine tief verwurzelte Loyalität gegenüber staatlicher Autorität vorhanden, was die Akzeptanz von Hitlers diktatorischer Führung erleichterte.
Antikommunismus: Die extreme Furcht vor dem Kommunismus (oft geschürt durch die Propaganda und die Ereignisse in Sowjetrussland) trieb viele, die sich als bürgerlich oder konservativ verstanden, in die Arme Hitlers, da dieser den Kampf gegen den Marxismus zu seinem obersten Ziel erklärte.
Mangelnde Geschlossenheit der Gegner: Die tiefe Spaltung zwischen den linken Parteien (SPD und KPD) verhinderte eine wirksame gemeinsame Abwehr Hitlers.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hitlers Politik durch die formale Legitimation anfangs auf Zustimmung hoffte (durch Wirtschaftserfolge und nationale Begeisterung), diese aber schnell durch massiven Terror und ideologische Gleichschaltung absicherte, während Propaganda und Unwissenheit die kritische Masse klein hielten.
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